14November
Untergrund-Cryptotrading in Nepal: Wie Nutzer das Verbot umgehen und welche Risiken es gibt
Veröffentlicht von Edward Windsor

Remittenzahlungskostenrechner

Im Jahr 2017 hat die Nepal Rastra Bank (NRB) alle Formen von Kryptowährungen verboten - Mining, Handel, Besitz, sogar die Akzeptanz als Zahlungsmittel. Seitdem ist es in Nepal illegal, Bitcoin, Ethereum oder jede andere digitale Währung zu nutzen. Doch trotz dieses strengsten Verbots in ganz Asien läuft der Handel weiter. Unter der Oberfläche, in verschlüsselten Gruppen, über anonyme Banküberweisungen und mit VPNs, handeln Tausende Nepalesen weiterhin mit Kryptowährungen. Sie tun es, weil sie keine andere Wahl haben - oder weil sie die Chancen nicht ignorieren wollen.

Wie funktioniert der Untergrundhandel in Nepal?

Der Hauptweg, um Kryptowährungen in Nepal zu kaufen oder zu verkaufen, ist P2P-Handel über Plattformen wie Binance P2P. Nutzer verbinden sich direkt mit anderen Händlern, oft über Telegram oder WhatsApp. Die Zahlung erfolgt nicht mit Krypto, sondern über lokale digitale Geldbörsen wie eSewa oder traditionelle Banküberweisungen. So wird die Transaktion schwerer nachzuverfolgen. Der Käufer überweist Nepali-Rupien, der Verkäufer sendet Bitcoin oder USDT auf eine digitale Wallet - und die Transaktion ist abgeschlossen.

Doch um auf Binance oder andere ausländische Plattformen zuzugreifen, müssen Nutzer ein VPN nutzen. Die Nepal Telecommunication Authority (NTA) hat seit 2021 Hunderte Kryptowährungs-Websites blockiert. Doch viele Trader verwenden kostenlose oder bezahlte VPN-Dienste, um ihre IP-Adresse zu verbergen. Einige nutzen sogar Proxy-Server oder Tor, um noch sicherer zu sein. Die Technik ist nicht kompliziert - aber sie ist notwendig. Wer kein VPN nutzt, bekommt keinen Zugang zu den Märkten.

Wer handelt und warum?

Es sind nicht nur Tech-Enthusiasten. Viele Nepalesen nutzen Kryptowährungen, um Geld ins Ausland zu schicken. Über 3 Millionen Nepalesen arbeiten im Ausland - vor allem in Indien, Malaysia, den Golfstaaten und den USA. Jedes Jahr fließen mehr als 8 Milliarden US-Dollar an Rücküberweisungen nach Nepal. Traditionelle Dienste wie Western Union oder MoneyGram verlangen hohe Gebühren und dauern Tage. Mit Kryptowährungen kann jemand in Dubai in Minuten Bitcoin an einen Verwandten in Kathmandu senden - und der Empfänger wandelt es über einen P2P-Händler in Nepali-Rupien um. Die Gebühren sind niedriger, die Geschwindigkeit höher.

Andere handeln aus Investitionsgründen. Viele junge Nepalesen sehen in Bitcoin eine Möglichkeit, ihr Geld vor Inflation zu schützen. Der Nepali-Rupie ist seit Jahren schwach. Die Inflation liegt bei über 6 %, und die Bankzinsen sind kaum höher. Kryptowährungen erscheinen als einziger Weg, um Wertspeicherung zu betreiben - selbst wenn es illegal ist.

Wie erkennt die Regierung den Handel?

Die Nepal Rastra Bank arbeitet eng mit der Central Investigation Bureau (CIB) der Polizei zusammen. Sie überwachen Banktransaktionen auf ungewöhnliche Muster - plötzliche Einzahlungen von mehreren tausend Rupien, die sofort wieder abgehoben werden, oft über verschiedene Konten. Sie scannen auch verschlüsselte Nachrichten wie Telegram, suchen nach Schlüsselwörtern wie "BTC", "USDT" oder "P2P". Sie verfolgen IP-Adressen, die auf blockierte Websites zugreifen, und verlangen von Internetanbietern, diese zu melden.

Im Juli 2025 wurde ein großer Fall öffentlich: Zwei Inder, Rupesh Kumar Gupta und Bipin Kumar, wurden in Lalitpur verhaftet. Sie betrieben eine P2P-Handelsoperation unter dem Deckmantel eines Lebensmittelgeschäfts namens Rajatirtha Traders. Die Polizei fand 820.000 Nepali-Rupien, 10.000 indische Rupien, Überwachungskameras und Hunderte von Transaktionsnachweisen. Der Gesamtwert der illegalen Transaktionen betrug über 1,5 Milliarden Nepali-Rupien - das sind etwa 11 Millionen US-Dollar. Sie wurden wegen Verstoßes gegen das kriminelle Gesetzbuch 2074 und des illegalen Hundi-Systems angeklagt - ein altes System von informellen Geldtransfers, das ebenfalls verboten ist.

Diese Fälle zeigen: Die Regierung sucht nicht nur nach kleinen Händlern. Sie zielt auf große Netzwerke ab - und sie haben die Ressourcen, sie zu finden.

Ein P2P-Kryptohandel in einem Lebensmittelgeschäft wird von Überwachungskameras beobachtet, mit Geldströmen aus dem Ausland.

Was passiert, wenn man erwischt wird?

Die Strafen sind schwer. Wer mit Kryptowährungen handelt, kann mit Geldstrafen von bis zu 500.000 Nepali-Rupien (etwa 3.700 US-Dollar) und bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. In einigen Fällen wurden auch die Handys und Computer beschlagnahmt. Wer ein VPN nutzt, um auf Kryptobörsen zuzugreifen, kann ebenfalls belangt werden - denn die NRB hat explizit erklärt, dass auch indirekte Beteiligung verboten ist.

Viele Nutzer berichten von Angst. Sie wechseln regelmäßig ihre Handynummern, nutzen mehrere Bankkonten, und vermeiden es, persönliche Daten zu teilen. Einige nutzen sogar gefälschte Identitäten. Aber selbst das reicht nicht immer. Ein Trader aus Pokhara, der anonym bleiben wollte, wurde 2024 verhaftet, weil seine Banküberweisungen mit denen eines anderen Verhafteten übereinstimmten. Die Polizei nutzt Mustererkennung - und sie werden immer besser.

Warum bleibt das Verbot bestehen?

Andere Länder in der Region haben andere Wege gewählt. Indien hat strenge Steuern eingeführt, aber Kryptowährungen nicht verboten. Bhutan experimentiert mit digitalen Währungen. Nepal dagegen bleibt bei einem absoluten Verbot. Die NRB argumentiert, dass Kryptowährungen die Kontrolle über die nationale Währung untergraben, Geldwäsche erleichtern und das Finanzsystem destabilisieren könnten.

Doch die Realität ist anders: Das Verbot hat die Kryptowährung nicht verhindert - es hat sie nur in den Untergrund verdrängt. Und dort ist sie noch schwerer zu kontrollieren. Die Regierung hat keine Möglichkeit, die Preise zu überwachen, Steuern einzutreiben oder Verbraucher zu schützen. Sie hat nicht verhindert, dass Nepalesen Kryptowährungen nutzen - sie hat nur verhindert, dass sie es legal tun.

Ein junger Mensch steht an einer Kreuzung zwischen Inflation und Kryptowährung, mit Gefängnis auf der einen und digitaler Freiheit auf der anderen Seite.

Wie sicher ist der Handel wirklich?

Nicht sehr. Es gibt keine Sicherheit. Keine Versicherung. Keine Rückabwicklung. Kein Kundenservice. Wenn ein Händler verschwindet, nachdem er dein Geld erhalten hat, hast du keine Chance, es zurückzubekommen. Wenn deine Wallet gehackt wird, ist dein Geld weg. Wenn die Polizei dich findet, bist du strafbar.

Einige Trader versuchen, sich zu schützen, indem sie nur kleine Beträge handeln, immer neue Konten nutzen, oder ihre Transaktionen über mehrere Tage verteilen. Sie vermeiden es, große Summen auf einmal zu bewegen. Sie nutzen keine Namen, keine Fotos, keine echten Daten. Aber selbst diese Vorsichtsmaßnahmen garantieren keinen Schutz. Die Technik ist immer ein Schritt voraus - aber die Überwachung holt auf.

Was ist die Zukunft?

Solange die Nachfrage hoch bleibt - und sie ist es, weil es keine echte Alternative gibt - wird der Untergrundhandel weitergehen. Die Regierung kann nicht alle VPNs blockieren. Sie kann nicht alle Bankkonten überwachen. Sie kann nicht alle Telegram-Gruppen aufspüren. Die Technik ist zu einfach, die Menschen zu motiviert.

Einige Experten glauben, dass Nepal eines Tages ein reguliertes System einführen muss - vielleicht mit Steuern, Lizenzpflicht und Kontrolle. Aber bislang gibt es keine Anzeichen dafür. Die NRB bleibt hart. Die Strafen bleiben hoch. Die Überwachung bleibt intensiv.

Für viele Nepalesen bleibt die Entscheidung einfach: Entweder du akzeptierst, dass du dein Geld in einer schwachen Währung hältst - oder du nimmst das Risiko auf dich, um es anders zu schützen. Und in einer Welt, in der Kryptowährungen überall sonst zunehmen, ist das kein leichter Weg - aber er ist einer, den immer mehr gehen.

3 Kommentare

  • Image placeholder

    Ingrid Fuchshofer

    November 15, 2025 AT 22:56

    Wieso zum Teufel macht Nepal das überhaupt? 😒 Wir in Norwegen haben Krypto-Steuer, aber keine Verbote! Wer will schon in einem Land leben, das Innovation fürchtet? 🤦‍♀️

  • Image placeholder

    KAI T

    November 16, 2025 AT 04:07

    Die NRB handelt korrekt. Kryptowährungen sind ein spekulatives Instrument ohne intrinsischen Wert, das von Anarchisten und Geldwäscher-Netzwerken missbraucht wird. Die Regierung hat die Pflicht, die Währungs- und Finanzhoheit zu wahren. Dieser Untergrundhandel ist eine Gefahr für die nationale Stabilität.

  • Image placeholder

    Stephan Noller

    November 16, 2025 AT 08:29

    Oh wow, die Regierung verfolgt VPNs… und das ist nicht mal die größte Lüge. Wer glaubt eigentlich noch, dass die Polizei nicht mit den großen Banken und Tech-Konzernen zusammenarbeitet? Die ganze Geschichte ist ein Schauspiel – sie wollen nur die Kontrolle behalten. 🕵️‍♂️

Schreibe einen Kommentar

Über

BissFest ist die Krypto-Plattform mit Biss – fundiertes Wissen, fest verankert. Entdecke verständliche Guides zu Blockchain, Coins, Wallets und DeFi. Vergleiche Krypto-Börsen, sichere dir Airdrops und bleibe mit Analysen und News up to date. Für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet. Starte souverän in die Welt der Kryptowährungen mit klaren Tutorials, Tools und Tipps.