29Dezember
Verschiedene Varianten von Proof of Stake erklärt: Wie sie funktionieren und warum sie sich unterscheiden
Veröffentlicht von Edward Windsor

Stell dir vor, du musst nicht tausende von Computern laufen lassen, um eine Blockchain zu sichern. Stattdessen setzt du einfach dein eigenes Geld ein - und schon kannst du Teil der Sicherheit des Netzwerks werden. Das ist Proof of Stake - und es hat die Art und Weise, wie Blockchain-Netzwerke funktionieren, komplett verändert. Kein Energieverschwendung mehr durch Mining. Keine riesigen Rechenzentren. Nur Menschen, die etwas aufs Spiel setzen - und dafür belohnt werden.

Wie Proof of Stake wirklich funktioniert

Proof of Stake (PoS) funktioniert nicht wie Bitcoin, wo jeder mit Rechenleistung um die nächste Block-Belohnung kämpft. Bei PoS wird nicht die schnellste Maschine gewählt, sondern der, der am meisten hat. Du stakst deine Kryptowährung - das heißt, du sperrest sie für eine bestimmte Zeit ein. Je mehr du stakst, desto höher ist deine Chance, als Validator ausgewählt zu werden. Wenn du korrekt arbeitest, bekommst du Belohnungen. Wenn du versuchst, das Netzwerk zu betrügen, verlierst du einen Teil deines eingesperrten Geldes. Das ist die Grundregel: Dein Geld ist deine Verantwortung.

Ein einfaches Beispiel: Angenommen, zehn Leute staken jeweils 1 Koin. Jeder hat eine 10 %ige Chance, als Validator ausgewählt zu werden. Jetzt kommt jemand mit 3 Koin dazu. Seine Chance steigt auf 25 %. Die anderen sinken auf etwa 8,3 %. Das klingt unfair? Ist es auch - aber das ist Absicht. Das System belohnt Engagement, nicht nur Reichtum. Und es macht es teuer, das Netzwerk anzugreifen. Warum sollte jemand 10.000 Euro investieren, um sie dann zu verlieren?

Die fünf wichtigsten PoS-Varianten

Nicht alle PoS-Systeme sind gleich. Jede Blockchain hat ihre eigene Version entwickelt - je nachdem, was sie wichtiger findet: Sicherheit, Dezentralisierung oder Einfachheit.

1. Coin-Age-basierte Auswahl

Dieser Ansatz geht einen Schritt weiter als nur die Menge. Er schaut auch, wie lange deine Coins schon im Wallet liegen. Die Formel ist einfach: Stake-Menge × Tage seit der letzten Aktivität. Wenn du 100 Coins seit 30 Tagen nicht bewegt hast, hast du einen Coin-Age von 3.000. Wenn jemand anderes nur 50 Coins seit 10 Tagen stakt, hat er nur 500. Der erste hat also eine viel höhere Chance, ausgewählt zu werden.

Warum das? Damit Leute nicht einfach große Mengen kaufen und sofort das Netzwerk dominieren. Es belohnt Treue. Cardano nutzt eine Variante davon - aber mit Modifikationen, um Manipulationen zu verhindern.

2. Effektiver Saldo (Effective Balance)

Hier geht es nicht um den tatsächlichen Betrag auf deinem Konto, sondern um den effektiven Betrag, den das Netzwerk für die Auswahl zählt. Einige Netzwerke setzen eine Obergrenze: Selbst wenn du 10.000 ETH stakst, zählt das System nur 32 ETH als maximalen Beitrag. Das verhindert, dass Super-Reiche das Netzwerk kontrollieren.

Ethereum macht das so. Jeder Validator braucht 32 ETH. Mehr als das bringt keinen Vorteil mehr. Das sorgt dafür, dass viele kleine Teilnehmer gleichberechtigt mitmachen können - und nicht nur die ganz Großen. Es ist ein cleverer Trick, um Dezentralisierung zu bewahren, auch wenn die Einstiegshürde hoch ist.

3. Staking-Pools

Was, wenn du nur 5 ETH hast - aber 32 brauchst, um zu staken? Kein Problem. Du schließt dich mit anderen zusammen. Ein Pool ist wie eine Genossenschaft: Du gibst deine 5 ETH in einen gemeinsamen Topf, und jemand anderes verwaltet die Technik. Wenn der Pool als Validator ausgewählt wird, kriegst du deinen Anteil an den Belohnungen - meistens abzüglich einer kleinen Gebühr für den Pool-Betreiber.

Das hat zwei Vorteile: Erstens, du kannst mitmachen, ohne Tausende auszugeben. Zweitens, die Sicherheit bleibt hoch, weil der Pool insgesamt viel stake. Solana, Polkadot und viele andere nutzen Staking-Pools massiv. Sie machen PoS für den Durchschnittsnutzer zugänglich.

4. Zufallsbasierte Auswahl

Stell dir vor, du hast 50 % des gesamten Stakes. Wenn das Netzwerk nur nach Menge wählt, wirst du fast immer ausgewählt. Das ist gefährlich - es führt zu Zentralisierung. Deshalb fügen viele Systeme einen Zufallsgenerator hinzu.

Die Wahrscheinlichkeit, ausgewählt zu werden, ist proportional zu deinem Stake - aber nicht deterministisch. Es ist wie Lotto mit besseren Chancen. Du hast mehr Zettel, aber nicht immer den Gewinn. Das macht es schwerer, die nächste Auswahl vorherzusagen - und verhindert, dass böswillige Akteure das Netzwerk vorhersagen und angreifen können.

Cardano und Tezos setzen auf diese Methode. Sie kombinieren Stake-Menge mit einem verifiable random function (VRF), das sicherstellt, dass die Auswahl fair und unvorhersehbar bleibt.

5. Deterministische Algorithmen

Manche Netzwerke gehen noch weiter. Sie nutzen komplexe, vorhersehbare Formeln, die mehrere Faktoren berücksichtigen: Stake-Menge, Dauer des Stakens, Anzahl der bisherigen Validierungen, Uptime, und sogar Reputation. Diese Systeme sind schwerer zu verstehen - aber auch schwerer zu manipulieren.

Polkadot zum Beispiel nutzt Nominated Proof of Stake (NPoS). Hier wählen Token-Inhaber sogenannte Nominatoren, die wiederum Validator-Gruppen unterstützen. Es ist wie eine Wahl: Du vertraust jemandem, der dich vertritt. Das schafft eine Schicht der Dezentralisierung, die reinen Stake-Systemen fehlt.

Vergleich: Energieintensives Bitcoin-Mining vs. ruhiger Ethereum-Staking-Node mit 32 ETH.

Ethereum: Der große Umstieg

Im September 2022 hat Ethereum den Wechsel von Proof of Work zu Proof of Stake vollzogen - das sogenannte "Merge". Das war der größte Upgrade in der Geschichte der Blockchain. Plötzlich sank der Energieverbrauch um 99,95 %. Statt riesiger Mining-Farmen reichten jetzt private Computer mit einer 32-ETH-Einlage.

Ethereums System ist streng: Keine Kompromisse. Jeder Validator muss 32 ETH staken. Wer falsch arbeitet - zum Beispiel doppelte Blöcke signiert oder offline bleibt - verliert einen Teil seines Stakes. Wer absichtlich betrügt, wird ausgeschlossen und verliert alles. Das ist kein Spiel. Es ist ein wirtschaftlicher Anreiz, ehrlich zu sein.

Heute staken über 25 % aller ETH im Netzwerk. Das sind mehr als 20 Millionen ETH - ein Wert von über 60 Milliarden Dollar. Das macht Ethereum nicht nur zur größten PoS-Blockchain, sondern auch zum Testfall für die Zukunft.

Was ist mit anderen Netzwerken?

Nicht alle PoS-Systeme sind wie Ethereum.

  • Cardano nutzt Ouroboros - einen bewiesenermaßen sicheren PoS-Algorithmus mit Zufallsauswahl und Coin-Age-Elementen. Es ist langsam, aber extrem sicher.
  • Solana kombiniert PoS mit einem anderen System namens Proof of History, um Geschwindigkeit zu erreichen. Es ist schnell, aber kritisiert wegen Zentralisierung.
  • Polkadot verwendet NPoS, wo Token-Inhaber Validator-Gruppen wählen. Das schafft eine Art demokratische Kontrolle.
  • Tezos hat einen selbstverwalteten Upgrade-Mechanismus. Die Community stimmt über Änderungen ab - inklusive PoS-Regeln.

Jedes Netzwerk hat andere Prioritäten: Geschwindigkeit, Sicherheit, Dezentralisierung, oder Benutzerfreundlichkeit. Es gibt keine perfekte Lösung - nur verschiedene Kompromisse.

Verschiedene Nutzer nutzen Staking-Pools, Delegation und Liquid Staking in einer dezentralen Gemeinschaft.

Was bringt die Zukunft?

PoS ist nicht stehen geblieben. Neue Ideen entstehen:

  • Liquid Staking: Du stakst deine ETH, bekommst aber einen Token (z.B. stETH), den du wie normales Geld nutzen kannst - zum Beispiel in DeFi-Protokollen. Du verdienst Belohnungen und kannst weiter handeln. Das ist revolutionär.
  • Delegated PoS (DPoS): Wähle Vertreter, die für dich staken. Das ist schnell, aber riskant - weil es nur wenige Akteure macht.
  • Cross-Chain PoS: Ein Validator arbeitet gleichzeitig auf mehreren Blockchains. Das könnte die Interoperabilität revolutionieren.

Die großen Fragen bleiben: Wer kontrolliert das Netzwerk? Wer profitiert? Und wie bleibt es sicher, wenn immer mehr Leute mitmachen? Die Antwort liegt nicht in einer Technologie, sondern im Design - in den Anreizen, die wir schaffen.

Was solltest du tun?

Wenn du gerade erst anfängst:

  • Wenn du wenig Geld hast: Nutze einen vertrauenswürdigen Staking-Pool. Du brauchst keine 32 ETH.
  • Wenn du viel hast: Überlege, ob du selbst Validator werden willst - aber nur, wenn du technisch fit bist.
  • Wenn du sicher sein willst: Wähle Netzwerke mit klaren Strafen und transparenten Regeln - wie Ethereum oder Cardano.
  • Vermeide: Systeme, die keine klaren Strafen haben. Wo kein Risiko ist, gibt es auch keine Sicherheit.

Proof of Stake ist nicht perfekt. Aber es ist derzeit die beste Lösung, die wir haben - um Blockchain sicher, nachhaltig und für alle zugänglich zu machen.

Was ist der Unterschied zwischen Proof of Work und Proof of Stake?

Proof of Work (PoW) braucht riesige Rechenleistung - wie bei Bitcoin. Miner lösen komplexe mathematische Rätsel, was viel Strom verbraucht. Proof of Stake (PoS) wählt Validator basierend auf dem Geld, das sie einsetzen. Kein Mining, kein hoher Energieverbrauch. PoS ist effizienter, schneller und umweltfreundlicher.

Wie viel Geld braucht man, um bei PoS zu staken?

Es hängt vom Netzwerk ab. Bei Ethereum brauchst du 32 ETH (ca. 100.000 €). Bei anderen wie Cardano oder Polkadot kannst du mit weniger als 100 € starten - oft über Staking-Pools. Manche Apps erlauben sogar 1 € Einlagen. Der Schlüssel ist: Du musst nicht alles selbst staken. Pools machen es für kleine Anleger möglich.

Kann man sein gestaktes Geld jederzeit abheben?

Nicht immer. Bei Ethereum dauert es 18-24 Stunden, bis dein ETH nach der Abmeldung freigegeben wird. Bei anderen Netzwerken kann es Tage oder sogar Wochen dauern - das nennt man "Unbonding-Period". Das ist Absicht: Es soll verhindern, dass jemand kurz vor einem Angriff sein Geld abhebt. Liquid Staking-Token (wie stETH) erlauben dir, sofort zu handeln - aber du trägst das Risiko, dass der Wert schwankt.

Wie hoch sind die Renditen beim Staking?

Sie variieren stark. Ethereum bietet etwa 3-5 % jährlich. Solana liegt bei 7-9 %. Kleinere Netzwerke wie Polygon oder Avalanche können bis zu 15 % bieten - aber mit höherem Risiko. Die Rendite hängt von der Gesamtmenge, die im Netzwerk gestaked ist: Je mehr Leute staken, desto niedriger die Rendite. Es ist ein Gleichgewicht zwischen Anreiz und Sicherheit.

Ist Staking sicher? Kann ich mein Geld verlieren?

Ja, du kannst Geld verlieren - aber nur, wenn du dich falsch verhältst. Wenn du offline bleibst, verlierst du einen kleinen Teil deines Stakes. Wenn du böswillig handelst - wie doppelte Blöcke signierst - verlierst du alles. Das ist kein Theorie. Es ist in der Ethereum-Blockchain schon passiert. Auch bei Pools: Wenn der Pool gehackt wird, kannst du dein Geld verlieren. Wähle nur verifizierte, gut bewertete Pools. Staking ist nicht risikofrei - aber mit Vorsicht ist es eine der sichersten Möglichkeiten, Kryptowährungen zu halten.

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