Im Januar 2025 stand Upbit, die größte Kryptobörse Südkoreas, vor dem finanziellen Ruin. Die Finanzbehörde des Landes, die Financial Intelligence Unit (FIU), hatte herausgefunden: In mehr als 500.000 Fällen hatte die Börse die gesetzlichen Anforderungen zur Kundenidentifikation ignoriert. Die Strafen, die drohten, beliefen sich auf bis zu 34 Milliarden US-Dollar - eine Summe, die nicht nur die größte Strafe in der Geschichte der Kryptowelt wäre, sondern auch ein klares Signal an die ganze Branche: Keine Börse ist zu groß, um nicht bestraft zu werden.
Was genau ist bei Upbit schiefgelaufen?
Upbit, gegründet 2017 von Dunamu, verarbeitet täglich mehr als 8 Milliarden US-Dollar an Handelsvolumen. Es ist nicht nur die Nummer eins in Südkorea - es ist die sechstgrößte Kryptobörse der Welt. Doch mit dieser Macht kam auch eine riesige Verantwortung. Und die hat Upbit verletzt. Die Behörden fanden Hunderttausende von Kundendossiers, in denen die Ausweise der Nutzer unleserlich waren. Gesichter waren verschwommen, Fotografien unscharf, Dokumente teilweise gefälscht oder nicht vollständig hochgeladen. Nach dem südkoreanischen Special Financial Transactions Act müssen alle Nutzer klar identifizierbar sein. Jeder fehlende oder unvollständige KYC-Check gilt als eigener Verstoß. Und pro Verstoß kann eine Strafe von bis zu 100 Millionen Koreanischen Won (rund 68.500 US-Dollar) verhängt werden. Multipliziert man 500.000 Verstöße mit 68.500 Dollar - das ergibt 34 Milliarden. Die Zahl klingt absurd. Und sie war es auch. Doch die Behörden wollten damit nicht nur bestrafen, sondern abschrecken. Neben den KYC-Problemen fanden Ermittler auch Transaktionen mit nicht registrierten ausländischen Kryptodiensten. Das verstieß gegen Anti-Geldwäsche-Regeln. Upbit hatte keine klare Kontrolle darüber, mit wem seine Nutzer handelten. Und das, obwohl die Börse als Marktführer genau wissen musste, wie strenge Regeln sind.Die Strafen: Was wirklich passiert ist
Die 34 Milliarden Dollar waren ein theoretisches Maximum. Die Behörden wollten zeigen, wie ernst sie es meinen - nicht, dass sie tatsächlich so viel Geld einziehen konnten. Upbit wäre damit in der Lage, nicht einmal die Gehälter für ein Jahr zu bezahlen. Die endgültige Entscheidung kam am 21. Januar 2025. Upbit erhielt eine teilweise Betriebssperre: Neue Einzahlungen und Auszahlungen waren drei Monate lang untersagt. Bestehende Nutzer konnten weiterhin handeln. Eine vollständige Sperrung der neuen Nutzerregistrierung für sechs Monate wurde zwar angedroht, aber nicht umgesetzt. Die Strafe, die tatsächlich verhängt wurde, lag bei weniger als ein Prozent des Maximums - immer noch eine der höchsten je gegen eine Kryptobörse weltweit. Aber es ging nicht ums Geld. Es ging um die Botschaft: Wer sich nicht an die Regeln hält, verliert das Vertrauen der Aufsicht.Warum hat Südkorea so hart reagiert?
Südkorea hat seit Jahren versucht, Kryptowährungen zu regulieren - ohne zu sehr zu hemmen. Doch nach mehreren großen Betrügereien und einem Anstieg von Geldwäsche-Fällen, entschied sich die Regierung 2025 für einen harten Kurs. Upbit war nicht einfach eine Börse. Es war der einzige echte Marktführer. Fast jeder zweite südkoreanische Krypto-Nutzer handelte dort. Wenn so eine Börse versagt, bricht das Vertrauen in das gesamte System. Die Behörden fürchteten einen Dominoeffekt: Wenn Upbit scheitert, wer dann? Dazu kam politischer Druck. Im Januar 2025 war die Regierung instabil, und die Öffentlichkeit verlangte nach Taten. Die Aufsichtsbehörden nutzten die Gelegenheit, um endlich klare Grenzen zu setzen. Die Upbit-Strafe war Teil einer größeren Kampagne. In derselben Woche wurde ein bekannter Krypto-Betrüger namens „Jon Bur Kim“ erneut verhaftet - er hatte 48 Millionen Dollar mit einem gefälschten Token namens Artube (ATT) gestohlen. Südkorea richtete sogar eine spezielle Einheit für Kryptokriminalität ein. Die Botschaft war klar: Kryptowährungen sind nicht das Wildwest. Sie sind Teil des Finanzsystems. Und wie jedes Finanzsystem müssen sie reguliert werden.
Wie hat Upbit reagiert?
Upbit behauptete, die Verstöße seien unbeabsichtigt. Die Verantwortlichen sagten, es sei extrem schwierig, ausländische Kryptodienste auf ihre Registrierung zu prüfen - besonders, wenn diese in Ländern wie Nigeria, Russland oder Venezuela operieren, wo es keine klaren Registrierungsbehörden gibt. Das ist wahr. Aber es ist keine Entschuldigung. Wenn du als Börse in Südkorea operierst, musst du dich an die Regeln halten - egal wie kompliziert die Welt ist. Die Behörden akzeptierten diese Erklärung nicht als Rechtfertigung. Sie sagten: „Wenn du es nicht schaffst, das zu kontrollieren, dann solltest du es nicht anbieten.“ Upbit begann sofort mit einem umfassenden Compliance-Upgrade. Sie haben neue Software eingeführt, die automatisch Dokumente prüft. Sie haben Hunderte von Mitarbeitern für KYC-Schulungen eingestellt. Und sie haben eine externe Prüfgesellschaft engagiert, die alle Prozesse jährlich überprüft. Diese Veränderungen sind jetzt Standard. Andere Börsen in Asien und Europa beobachten genau, was Upbit tut - und folgen dem Beispiel.Was bedeutet das für andere Kryptobörsen?
Die Upbit-Strafe hat die gesamte Branche verändert. In Japan, Singapur und sogar in der Schweiz haben Börsen ihre KYC-Systeme überprüft. In den USA haben einige Unternehmen ihre Nutzer in Europa umgezogen, weil sie Angst vor ähnlichen Strafen haben. Die Regeln sind jetzt klarer. Jede Börse, die Nutzer aus Südkorea akzeptiert, muss:- Alle Ausweise mit klarem Gesicht und vollständigen Daten speichern
- Die Herkunft der Gelder nachweisen
- Alle ausländischen Partner auf offizielle Registrierung prüfen
- Dokumente automatisch mit KI-Tools prüfen - nicht manuell
Was kommt als Nächstes?
Südkorea plant für den zweiten Halbjahr 2025 ein neues Kryptogesetz. Es wird die erste umfassende Regulierung des Landes sein - und sie wird strenger als alles, was bisher existiert hat. Zukünftige Börsen müssen nicht nur KYC erfüllen - sie müssen auch:- Regelmäßige Audits durch unabhängige Prüfer durchführen
- Die Nutzer über Risiken aufklären
- Eine Notfall-Reserve für Kundenverluste halten
- Alle Transaktionen in Echtzeit an die Finanzaufsicht melden
Was bleibt als Lehre?
Die 34 Milliarden Dollar waren nie realistisch. Aber sie waren notwendig. Sie haben gezeigt, dass Kryptowährungen nicht außerhalb des Rechts existieren. Sie sind Teil des Finanzsystems - und sie werden genauso behandelt wie Banken, Versicherungen oder Broker. Die Botschaft ist einfach: Wer schnell wachsen will, muss auch schnell lernen. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird nicht nur bestraft - er wird aus dem Markt verdrängt. Upbit hat den Preis gezahlt. Und die Branche hat gelernt.Warum wurde Upbit mit bis zu 34 Milliarden Dollar bestraft?
Upbit wurde mit bis zu 34 Milliarden Dollar bestraft, weil es in mehr als 500.000 Fällen die gesetzlichen KYC-Anforderungen verletzt hat - etwa durch unleserliche Ausweise oder fehlende Identitätsnachweise. Jeder Verstoß konnte mit bis zu 68.500 US-Dollar bestraft werden. Die Summe war theoretisch, aber sie diente als Warnsignal an die gesamte Branche.
Haben die Behörden tatsächlich so viel Geld eingezogen?
Nein. Die 34 Milliarden Dollar waren ein Höchstwert, den die Behörden zur Abschreckung genannt haben. Die tatsächliche Strafe lag deutlich darunter, aber sie war immer noch eine der höchsten je gegen eine Kryptobörse weltweit. Der Fokus lag nicht auf der Summe, sondern auf der Botschaft: Keine Börse ist zu groß, um nicht bestraft zu werden.
Was genau bedeutet KYC in der Kryptowelt?
KYC steht für „Know Your Customer“ und bedeutet, dass jede Börse den echten Namen, die Adresse und die Identität jedes Nutzers überprüfen muss. In Südkorea müssen Ausweise klar lesbar sein, Gesichter erkennbar, und die Herkunft des Geldes muss nachgewiesen werden. Ohne KYC ist Handel mit Kryptowährungen illegal.
Wie hat sich Upbit nach der Strafe verändert?
Upbit hat sein gesamtes Compliance-System überarbeitet. Neue KI-Tools prüfen automatisch Ausweise, Hunderte von Mitarbeitern wurden für KYC-Schulungen eingestellt, und externe Prüfer überwachen die Prozesse jährlich. Die Börse hat sich von einem schnellen Wachstumsträger zu einer regulatorisch sicheren Plattform verwandelt.
Wie wirkt sich dieser Fall auf andere Länder aus?
Andere Länder, wie Japan, Singapur und sogar die Schweiz, haben ihre eigenen KYC-Regeln verschärft, nachdem sie sahen, wie streng Südkorea vorgeht. Börsen weltweit haben ihre Systeme überprüft, um ähnliche Strafen zu vermeiden. Der Fall Upbit hat den globalen Standard für Kryptoregulierung neu definiert.
Maik Thomas
Dezember 20, 2025 AT 02:27Georg Art
Dezember 21, 2025 AT 02:35