20November
Iran: Bitcoin-Mining als Strategie zur Sanktionen-Umgehung
Veröffentlicht von Edward Windsor

Iran-Bitcoin-Mining-Ertrag-Rechner

Berechnung der jährlichen Bitcoin-Mining-Einnahmen in Iran

Dieser Rechner zeigt geschätzte jährliche Einnahmen aus Bitcoin-Mining in Iran basierend auf aktuellen Daten. Die Berechnung berücksichtigt die hohe staatliche Subventionierung des Stroms und die globale Bitcoin-Preisentwicklung.

Ergebnis

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Die USA haben 2018 die Sanktionen gegen den Iran nach dem Ausstieg aus dem JCPOA verschärft. Seitdem sucht das Land nach Wegen, außenwirtschaftliche Einnahmen zu erzielen, ohne auf das traditionelle Finanzsystem zurückgreifen zu müssen. Eine der überraschend effektivsten Methoden ist Bitcoin-Mining. Durch staatlich geförderte Mining‑Farmen kann Teheran Milliarden in digitaler Form generieren und dabei die eigenen Energie‑Reserven ausnutzen.

TL;DR

  • Iran liefert ca. 4,5% des weltweiten Bitcoin‑Hashrates - mehr als 10% der globalen Mining‑Kapazität.
  • Staatlich subventionierte Energie senkt die Betriebskosten fast auf Null.
  • Über 10000 lizenzierte Mining‑Farmen, darunter die 175MW‑Anlage in Rafsanjan (Kerman).
  • Die Erlöse fließen über Krypto‑Exchanges, teilweise in Verbindung mit dem IRGC.
  • Internationaler Druck steigt, aber technische Durchsetzungsmöglichkeiten bleiben begrenzt.

Hintergrund und Entwicklung

Nach dem Wiedereintritt der USA in die Sanktionen hat der Iran schnell erkannt, dass traditionelle Devisen‑Einnahmen stark eingeschränkt sind. Ein Denkfabrik‑Report, der dem Präsidentenamt untersteht, beschreibt Kryptowährungen bereits 2019 als "fast offizielle Politik" zur Umgehung. Elliptic schätzt, dass iranische Miner jährlich Hunderte Millionen Dollar erwirtschaften.

Die ersten Lizenzvergaben begannen 2020, als das Land das Bezahlen mit Krypto für Importe erlaubte. Bis 2022 wurden über 10000 Mining‑Farmen registriert und rund 90 Krypto‑Börsen betrieben. 2024 flossen rund 4,18Mrd.USD in digitalen Assets aus dem Iran - ein Plus von 70% zum Vorjahr.

Technische Infrastruktur

Die iranische Mining‑Industrie ist stark zentralisiert. Große Anlagen befinden sich in Sonderwirtschaftszonen oder in Einrichtungen, die vom IRGC (Islamic Revolutionary Guard Corps) kontrolliert werden. Das prominenteste Beispiel ist die 175‑MW‑Farm in Rafsanjan (Kerman), ein Joint‑Venture mit chinesischen Investoren. Dort laufen ausschließlich chinesische ASIC‑Miner, betrieben mit Strom aus überschüssigem Gas‑ und Kohle‑Kraftwerk‑Kraft, die praktisch kostenfrei zur Verfügung steht.

Die Miner erhalten ihre Belohnungen direkt in Bitcoin, das dann über lokale Börsen oder über internationale Plattformen wie Binance in andere digitale Assets konvertiert wird. Durch spezielle Wallet‑Management‑Systeme werden die Coins in anonymisierte Cluster verteilt, um ihre Herkunft zu verschleiern.

Abgesehen von Großanlagen existieren zahlreiche dezentrale Farmen, die in Industriegebieten oder sogar in militärischen Basen untergebracht sind. Diese Redundanz erschwert Außenministerien das Abschalten einzelner Standorte.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die geschätzten Stromverbrauch von 10Millionen Barrel Öl‑Äquivalenten jährlich entspricht etwa 4% der iranischen Öl‑Exporte von 2020. Durch die Subventionen erhalten Miner praktisch kostenfreien Strom, was die Produktionskosten auf ein Minimum reduziert - ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber Ländern wie den USA, wo Strompreise zwischen 0,03 und 0,08USD/kWh liegen.

Die Einnahmen aus Mining dienen als De‑Facto‑Devisenreserve, die das Land für Importe, Sanktionen‑Umgehung und sogar Militärprojekte verwendet. Laut Chainalysis flossen seit 2018 über Binance allein rund 8Mrd.USD, die teilweise für den Kauf von Waffen und Raketenteilen an den IRGC gingen.

Allerdings belastet das Mining das nationale Stromnetz. Experten warnen seit 2022 vor steigenden Blackouts, weil die gleichen Leitungen sowohl Zivilverbraucher als auch Mining‑Farmen versorgen.

Vergleich mit anderen sanktionierten Staaten

Vergleich mit anderen sanktionierten Staaten

Sanctions-Umgehungsstrategien: Iran vs. Venezuela vs. Nordkorea
Land Primäre Krypto‑Strategie Skala (Hashrate %) Hauptvorteil Hauptnachteil
Iran Legitimes Bitcoin‑Mining, staatliche Lizenzen ~4,5% Subventionierter Strom, staatliche Unterstützung Beschränkter Zugang zu neuester Hardware, Sanktionen‑Risiko
Venezuela Staatliche Kryptowährung "Petro" ~0,1% Versuch der Eigenfinanzierung Keine Akzeptanz im globalen Markt
Nordkorea Hacking, Diebstahl, geringe legitime Mining‑Aktivität ~0,3% Hohe Renditen aus illegalen Aktivitäten Starke internationale Sanktionen und Blockaden

Im Vergleich zeigt sich, dass Iran der einzige Staat ist, der ein strukturiertes, staatlich gefördertes Mining‑Programm betreibt, während Venezuela und Nordkorea eher experimentelle oder kriminelle Ansätze verfolgen.

Risiken und internationale Reaktionen

Die Aktivitäten ziehen verstärkte Aufmerksamkeit von Finanzaufsichtsbehörden auf sich. Das FinCEN veröffentlichte im Juni 2025 einen Advisory, der Banken auffordert, Transaktionen mit möglichen iranischen Mining‑Wallets zu überprüfen. Gleichzeitig betonen Analysten von TRM Labs, dass die technische Anonymität von Bitcoin die Durchsetzung von Sanktionen erschwert.

Ein weiterer Druckpunkt ist die wachsende Energiekrise im Land. Wenn das Stromnetz überlastet wird, könnten die Behörden gezwungen sein, das Mining temporär zu drosseln, was die Einnahmen dämpfen würde.

Praktische Umsetzung und Lizenzierung

Der Weg zur Genehmigung ist komplex. Interessierte Betreiber müssen zunächst eine Erlaubnis vom Ministerium für Energie erhalten, danach das Krypto‑Framework der Zentralbank Iran (CBI) durchlaufen und schließlich eine Lizenz für den Betrieb einer Mining‑Farm beantragen.

Der Prozess dauert typischerweise 6-18Monate. Haupthürden sind die Beschaffung von ASIC‑Minern - Importverbote zwingen Betreiber zu Grauhandel, was die Kosten um etwa 30% erhöht. Zudem besteht das Risiko von Internet‑Ausfällen, die die Anbindung an Mining‑Pools unterbrechen können.

Erfolgreiche Betreiber sichern sich zudem politische Verbindungen zu Organisationen wie dem IRGC oder religiösen Stiftungen (z. B. Astan Quds Razavi), die ihnen bevorzugten Zugang zu Strom und Schutz vor rechtlichen Schritten gewähren.

Zukunftsausblick

Die iranische Regierung plant, die Mining‑Kapazität bis 2027 um 50% zu erhöhen und gleichzeitig eigene Krypto‑Exchange‑Plattformen zu etablieren, um die Abhängigkeit von internationalen Diensten zu reduzieren. Gleichzeitig arbeitet das Land an der Integration von erneuerbaren Energiequellen, um die Netzinfrastruktur zu entlasten.

Allerdings könnten technologische Fortschritte wie energieeffizientere Konsens‑Algorithmen (z. B. Proof‑of‑Stake) die Wettbewerbsfähigkeit von Bitcoin‑Mining verringern. Sollte ein neues Nuklearabkommen die Sanktionen lockern, könnte das Interesse an Krypto‑Umgehungsstrategien sinken - doch solange das Regime unter finanziellem Druck steht, bleibt die Bitcoin-Mining-Strategie ein Kernpfeiler.

Häufig gestellte Fragen

Wie groß ist Irans Anteil am globalen Bitcoin-Hashrate?

Schätzungen von Analysefirmen wie Elliptic liegen bei etwa 4,5% des weltweiten Hashrates, was Iran zum viertgrößten Mining‑Standort macht.

Warum nutzt der Iran staatlich subventionierten Strom für Mining?

Durch günstige Stromtarife können die Betriebskosten fast auf Null gesenkt werden, was das Mining gegenüber anderen Ländern extrem profitabel macht.

Welche Rolle spielt das IRGC bei den Mining-Aktivitäten?

Der IRGC kontrolliert viele der größten Farmen, stellt Strom bereit und nutzt die Erlöse zur Finanzierung seiner Programme, darunter Raketenentwicklung.

Wie reagieren internationale Aufsichtsbehörden?

Institutionen wie FinCEN veröffentlichen Warnungen, Banken werden aufgefordert, Transaktionen mit iranischen Wallets zu prüfen, und Krypto-Exchanges erhöhen ihre KYC‑Standards.

Ist das iranische Mining-Modell für andere sanktionierte Staaten relevant?

Ja, das Modell zeigt, wie Staaten mit niedrigen Energiekosten und staatlicher Unterstützung digitale Einnahmequellen schaffen können, obwohl es auch Risiken wie Energieknappheit mit sich bringt.

15 Kommentare

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    Larry Wolf

    November 20, 2024 AT 03:56

    Interessante Sache, wie Iran das Mining nutzt, um Sanktionen zu umgehen. Die Idee, dass günstiger Strom hier ein echter Anreiz ist, sehe ich sehr optimistisch. Hoffentlich können wir daraus lernen, Energieeffizienz besser zu nutzen.

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    Alexander Harris

    November 28, 2024 AT 03:56

    💭 In den dunklen Tiefen der Blockchain liegt ein Spiegel unserer geopolitischen Sehnsüchte. 😅

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    Carthach Ó Maonaigh

    Dezember 6, 2024 AT 03:56

    Ach du Scheiße, das ist ja ein klassischer Haufen Schwachsinn. Der Irans Staat jongliert mit Bitcoin wie ein Clown, der mit brennenden Fackeln spielt.

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    Thomas Mueller

    Dezember 14, 2024 AT 03:56

    Das iranische Bitcoin‑Mining ist ein komplexes Phänomen, das mehrere Ebenen wirtschaftlicher und politischer Dynamik berührt. Erstens muss man die Subventionierung des Stroms berücksichtigen, die den Betrieb von Mining‑Farmen dort extrem rentabel macht. Zweitens spielt die volatile Preisentwicklung von Bitcoin eine zentrale Rolle, weil selbst geringe Preissteigerungen enorme Renditen erzeugen können. Drittens ist die staatliche Unterstützung nicht nur finanzieller, sondern auch regulatorischer Natur – das Land hat bewusst Rahmenbedingungen geschaffen, die das Mining erleichtern.
    Viertens stellt die internationale Isolation des Iran eine Motivation dar, alternative Einkommensquellen zu erschließen, und das Mining bietet eine Möglichkeit, Devisen unabhängig von traditionellen Handelspartnern zu generieren. Fünftens führt die Kombination aus günstiger Energie und technischer Infrastruktur zu einer schnellen Skalierung der Hash‑Rate, was wiederum die Attraktivität für ausländische Investoren steigert, die bereit sind, Geräte zu liefern.
    Sechstens könnte man argumentieren, dass das Mining langfristig das Risiko birgt, zu einer Überhitzung des Stromnetzes zu führen, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Siebtens ist zu beachten, dass die Einnahmen stark von den Betriebskosten abhängen, insbesondere von den Kosten für Kühlung und Wartung der Geräte.
    Achtens spielen geopolitische Spannungen eine Rolle, weil Sanktionen die Möglichkeit einschränken, Ersatzteile zu importieren, was die Betriebssicherheit gefährden kann. Neuntens muss man die Umweltaspekte berücksichtigen, denn das massive Mining verbraucht erhebliche Mengen an Energie und kann zu erhöhten Emissionen führen, wenn die Energie nicht aus erneuerbaren Quellen stammt.
    Zehntens ist die Frage der rechtlichen Rahmenbedingungen im eigenen Land entscheidend: Das iranische Justizsystem hat klare Vorgaben, wie Krypto‑Einnahmen zu versteuern sind. Elftens kann das Mining als Teil einer breiteren Strategie gesehen werden, die digitale Souveränität zu stärken und die Abhängigkeit von ausländischen Bankensystemen zu reduzieren. Zwölftens gibt es Hinweise darauf, dass das Mining zur Entstehung einer lokalen Krypto‑Community führt, die Innovationen im FinTech‑Bereich befördert.
    Dreizehntens ist es wichtig zu erwähnen, dass die Rentabilität stark von der globalen Hash‑Rate abhängt; ein Anstieg kann die Gewinne sofort drücken. Vierzehntens sollten wir nicht vergessen, dass die Regierung Potential hat, die Subventionen zu reduzieren, wenn die Wirtschaftslage sich verbessert, was das Mining weniger attraktiv machen würde. Fünftzehntens schließlich bietet die aktuelle Situation Forschern ein einzigartiges Labor, um die Wechselwirkungen zwischen Energiepolitik, Kryptowährungen und internationalen Sanktionen zu untersuchen.

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    Carina Huber

    Dezember 22, 2024 AT 03:56

    Man muss die Moral hinter solchem Vorgehen kritisch hinterfragen. Das Nutzen von ökologisch belastenden Prozessen, um Sanktionen zu umgehen, ist nicht verantwortungsbewusst.

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    Mariana Suter

    Dezember 30, 2024 AT 03:56

    Ey, das ist doch voll die coole Idee! Wenn man so günstigen Strom hat, warum nicht ein bisschen Krypto schürfen, um die Wirtschaft anzukurbeln?

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    Leonie Krenn

    Januar 7, 2025 AT 03:56

    Also ehrlich gesagt, das ist doch ein typisches Beispiel für nationale Interessen, die über globale Verantwortung gestellt werden. Iran ist hier doch einfach nur opportunistisch.

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    Knut Hansen

    Januar 15, 2025 AT 03:56

    Ich sehe das Ganze eher nüchtern – es ist ein Mittel zur Einnahme, das im Kontext der Sanktionen verstanden werden muss.

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    Olaf Zech

    Januar 23, 2025 AT 03:56

    Stimmt, man sollte das nicht nur kritisch, sondern auch mit Blick auf mögliche Lösungen betrachten. Vielleicht könnte man das Mining als Anreiz für erneuerbare Energien nutzen.

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    CARINA LIM GUAT LIAN

    Januar 31, 2025 AT 03:56

    Das ist ein interessantes Beispiel dafür, wie wirtschaftlicher Druck zu innovativen, wenn auch umstrittenen, Aktivitäten führen kann. Ich finde es wichtig, die Folgen für die lokale Bevölkerung zu analysieren.

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    Ralf Maier

    Februar 8, 2025 AT 03:56

    Man kann nicht leugnen, dass das Ganze Teil einer größeren Verschwörung ist, um die Kontrolle über das Finanzsystem zu erlangen. Iran nutzt das Mining, um die internationalen Banken zu umgehen.

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    Alexander Kim

    Februar 16, 2025 AT 03:56

    Wow, das ist ja mal ein echtes Drama! Wer hätte gedacht, dass Krypto und Politik so eng zusammenrücken. 🤯

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    Adalbert Haecker

    Februar 24, 2025 AT 03:56

    Interessanter Punkt, den du ansprichst. Die technische Umsetzung erfordert jedoch erhebliche Investitionen in Infrastruktur, was langfristig gesehen nicht immer nachhaltig ist. 😊

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    VERONIKA WIRTANEN

    März 4, 2025 AT 03:56

    Das ist völlig übertrieben.

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    Patrick MANCLIÈRE

    März 12, 2025 AT 03:56

    Als jemand, der kulturelle Zusammenhänge studiert, finde ich es spannend zu beobachten, wie Technologie und geopolitische Strategien miteinander verwoben sind. Das iranische Mining könnte ein Fallbeispiel für die globalen Auswirkungen von Kryptowährungen sein, und es lohnt sich, solche Entwicklungen genauer zu verfolgen.

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