5Dezember
Jordan: Wie das Land den Kryptowährungs-Verboten ein Ende setzte
Veröffentlicht von Edward Windsor

Krypto-Compliance-Checker für Jordanien

Überprüfen Sie mit diesem Tool, ob Ihre Krypto-Aktivitäten gemäß dem neuen Gesetz von 2025 in Jordanien kompliant sind.

Im Jahr 2014 sagte die Zentralbank von Jordanien klar: Keine Kryptowährungen. Banken durften keine Transaktionen mit Bitcoin, Ethereum oder anderen digitalen Assets mehr abwickeln. Es war ein strenges Verbot - nicht nur eine Warnung, sondern eine vollständige Sperrung. Kunden, die Krypto kaufen wollten, mussten sich auf dunkle Kanäle verlassen: Peer-to-Peer-Tausch über Telegram, anonyme Geldüberweisungen, lokale Händler in Amman, die Cash gegen Bitcoin akzeptierten. Es war ein Markt, der existierte - aber illegal. Und gefährlich.

Doch am 14. September 2025 änderte sich alles. Mit dem Virtual Assets Transactions Regulation Law (Gesetz Nr. 14 von 2025) hob Jordanien das jahrzehntelange Verbot auf - nicht halbherzig, sondern mit einem klaren, detaillierten Regelwerk. Es war kein kleiner Schritt. Es war ein kompletter Kurswechsel. Von der Unterdrückung zur Regulierung. Von der Angst vor Krypto zur Kontrolle durch Gesetz.

Was hat sich konkret geändert?

Früher: Banken durften nichts mit Kryptowährungen zu tun haben. Heute: Sie dürfen es - aber nur unter strengen Bedingungen. Artikel 11 des neuen Gesetzes erlaubt es lizenzierten Banken, Krypto mit Jordanischem Dinar umzutauschen und digitale Vermögenswerte sicher zu verwahren. Das klingt nach Freiheit - ist es aber nicht. Banken dürfen keine Krypto-Überweisungen durchführen. Keine direkten Transfers zwischen Wallets. Keine Abhebungen in Bitcoin. Der Grund? Der Staat will nicht, dass Krypto als eigenständiges Zahlungsmittel entsteht. Es bleibt ein Asset - kein Ersatz für den Dinar.

Das bedeutet: Wenn du heute in Jordanien Bitcoin kaufen willst, gehst du nicht zur Bank und sagst: „Ich möchte 1 BTC kaufen.“ Du gehst zu einem lizenzierten Anbieter - einem Virtual Asset Service Provider (VASP). Diese Firmen müssen sich bei der Zentralbank registrieren, strenge KYC-Verfahren anwenden, alle Transaktionen protokollieren und verdächtige Aktivitäten melden. Sie sind verpflichtet, wie traditionelle Finanzinstitute zu arbeiten - nur mit Blockchain-Technologie.

Wer kontrolliert alles?

Nicht eine Behörde, sondern drei arbeiten zusammen. Die Zentralbank von Jordanien (CBJ) überwacht die Geldströme und die Banken. Die Jordan Securities Commission (JSC) schaut auf Investitionen - denn wenn Krypto als Anlageprodukt verkauft wird, gilt es als Wertpapier. Und die Anti-Money Laundering Unit (AML) prüft, ob jemand Geldwäsche betreibt. Kein Anbieter kommt ohne deren Zustimmung ans Geld.

Dazu kommt noch ein Ministerkomitee unter Leitung des Ministers für digitale Wirtschaft. Das ist kein Zufall. Jordanien will Krypto nicht nur regulieren - es will es nutzen. Als Teil der digitalen Transformation. Als Brücke zu neuen Investoren, als Anreiz für Tech-Startups. Der Staat hat erkannt: Wer Krypto verbietet, verliert Innovation. Wer sie kontrolliert, gewinnt Wettbewerbsfähigkeit.

Warum jetzt? Der Druck von außen

Die Entscheidung kam nicht aus dem Nichts. Jordanien war 2023 von der FATF (Financial Action Task Force) von der Grauliste genommen worden. Vorher stand das Land wegen schwacher Kontrollen bei Krypto-Transaktionen unter Beobachtung. Die FATF forderte: Bessere Überwachung, klare Regeln, Strafen für Verstöße. Jordanien hat das umgesetzt - und es hat funktioniert. Heute gilt das Land als „komplianter“ als viele seiner Nachbarn.

Im Vergleich: Ägypten, Kuwait und Irak verbieten Krypto weiterhin komplett. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben einen anderen Weg eingeschlagen - sie haben sich als globales Krypto-Zentrum positioniert. Jordanien will nicht mit Dubai konkurrieren. Es will etwas anderes: ein sicheres, transparentes, kontrolliertes Ökosystem für regionale Nutzer. Kein Wild-West-Markt. Kein Anziehungspunkt für Kriminelle. Ein legaler Raum für normale Menschen, die Krypto nutzen wollen - ohne Angst vor Haftstrafen.

Three regulatory bodies monitoring crypto transactions with blockchain visuals in a stylized eagle form.

Was passiert, wenn du gegen das Gesetz verstößt?

Früher war es riskant - jetzt ist es strafbar. Wer ohne Lizenz Krypto handelt, riskiert mindestens ein Jahr Gefängnis. Die Geldstrafe liegt zwischen 50.000 und 100.000 Jordanischen Dinar - das sind etwa 70.000 bis 140.000 Euro. Die Behörden können Räumlichkeiten schließen, Geräte beschlagnahmen, Konten einfrieren. Das ist kein Scherz. Die Regierung hat klargemacht: Der informelle Markt ist vorbei.

Das betrifft auch Privatpersonen. Wenn du über Instagram oder WhatsApp Krypto verkaufst, ohne Lizenz, bist du jetzt rechtswidrig. Auch wenn du nur 100 Euro verdienst. Auch wenn du es „nur für Freunde“ tust. Die Grenze zwischen Privatnutzung und gewerblicher Tätigkeit ist verschwommen - und das ist ein Problem. Experten warnen: Ohne klare Ausnahmen für private, nicht-gewerbliche Transaktionen könnte das Gesetz zu viele Menschen treffen, die einfach nur ihre Bitcoin verkaufen wollen.

Was ist mit anderen digitalen Assets?

Das Gesetz schließt bewusst bestimmte Kategorien aus. Digitale Wertpapiere, CBDCs (zentrale Bank-Digitalwährungen) und Token, die Ansprüche auf Vermögen darstellen, fallen nicht unter dieses Gesetz. Sie werden später separat geregelt. Das zeigt: Jordanien versteht den Unterschied zwischen Krypto als Zahlungsmittel und Krypto als Anlage. Es will nicht alles auf einmal regeln - es will gezielt vorgehen.

Das ist klug. Denn wenn man alle digitalen Formen gleich behandelt, riskiert man, Innovation zu blockieren. Jordanien hat sich entschieden: Zuerst die Basics. Dann die komplexen Anwendungen. Die FinTech-Regulierungs-Sandbox, die seit 2018 existiert, hat dabei geholfen. Startups konnten dort Blockchain-Anwendungen testen - ohne Strafe. Die Ergebnisse flossen direkt in das neue Gesetz ein. Keine Theorie. Keine Ideen aus Brüssel oder New York. Praxis aus Jordanien.

A young business owner hands a Bitcoin receipt to an elderly customer in a licensed exchange office.

Wie reagiert die Branche?

Die Reaktionen sind überwiegend positiv. Gründer von Krypto-Startups, die jahrelang im Untergrund arbeiteten, sprechen von einer „Wende der Vernunft“. Sie loben die Zentralbank, die Wertpapierbehörde und das Wirtschaftsministerium dafür, dass sie nicht einfach verboten haben - sondern sich mit der Branche zusammengesetzt haben. Konferenzen wurden organisiert, Entwürfe diskutiert, Feedback eingeholt. Das ist selten in der Region.

Ein junger Unternehmer aus Irbid, der eine Krypto-Wechselstube betrieb, sagt: „Wir haben drei Jahre lang Angst gehabt. Jetzt können wir uns registrieren, einen Bankvertrag bekommen, Steuern zahlen - und endlich wachsen.“ Er hat sich bei der CBJ angemeldet. Sein Büro ist jetzt lizenziert. Sein erstes Geschäft nach der Genehmigung: Ein 68-jähriger Pensionär aus Amman, der Bitcoin als langfristige Anlage kaufen wollte - und endlich einen sicheren Weg fand.

Was kommt als Nächstes?

Die Herausforderungen bleiben. Banken müssen lernen, mit Blockchain umzugehen. Viele haben keine Ahnung, wie eine Wallet funktioniert. Die technische Lücke zwischen traditioneller Finanzwelt und Krypto ist groß. Auch die öffentliche Wahrnehmung: Viele Menschen denken immer noch, Krypto sei illegal - obwohl es jetzt legal ist. Bildung ist der nächste Schritt.

Aber die Weichen sind gestellt. Jordanien hat gezeigt: Ein Land kann von einem totalen Verbot zu einer modernen Regulierung wechseln - ohne Chaos. Ohne Panik. Mit klaren Regeln, klaren Strafen und klaren Chancen. Es ist kein perfektes System. Aber es ist ein funktionierendes. Und es könnte ein Vorbild für andere Länder in der Region werden.

Die Ära des Krypto-Verbots ist vorbei. Die Ära der Kontrolle hat begonnen. Und in Jordanien läuft sie besser als in fast jedem anderen Land der Region.

18 Kommentare

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    Maik Thomas

    Dezember 6, 2025 AT 22:35
    Lol, jetzt wird Krypto plötzlich legal? Die Regierung hat einfach gemerkt, dass alle es trotzdem machen - also nehmen sie die Kohle und legen Steuern drauf. Klassisch.
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    Max Giralt salas

    Dezember 7, 2025 AT 10:38
    Das Gesetz ist eigentlich ziemlich durchdacht. Endlich mal jemand, der Krypto nicht verbietet, sondern es als Asset klassifiziert. Die Trennung von Zahlungsmittel und Anlage ist schlau. Viele Länder verstehen das nicht.
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    Georg Art

    Dezember 9, 2025 AT 03:52
    Natürlich. Und nächste Woche sagt die Zentralbank: 'Wir kontrollieren jetzt eure Wallets. Für euer eigenes Wohl.' Das ist kein Fortschritt, das ist Überwachung mit Bitcoin-Logo.
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    Carrie Anton

    Dezember 10, 2025 AT 01:32
    Ich finde es beeindruckend, wie Jordanien hier systematisch vorgeht: Zuerst die regulatorischen Rahmenbedingungen, dann die Lizenzierung, dann die Zusammenarbeit mit der Branche. Kein Blitzstart, kein Wildwuchs. Das ist, was funktioniert. Viele europäische Länder sind noch in der Phase 'Verbot = Sicherheit'.
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    George Bohrer

    Dezember 11, 2025 AT 07:21
    Das ist doch totaler Unsinn. Warum sollen wir unseren Leuten erlauben, mit digitalen Münzen zu spielen, während wir unsere eigene Währung abschaffen? Das ist Verrat an der nationalen Souveränität!
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    Mathias Nilsson

    Dezember 11, 2025 AT 23:07
    Endlich mal ein Land, das nicht nur redet, sondern handelt! 🙌 Ich bin total begeistert, dass sie mit den Startups gesprochen haben. Das ist der richtige Weg - nicht von oben herab, sondern gemeinsam. Hoffentlich folgen andere!
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    Miriam Bautista Ortega

    Dezember 13, 2025 AT 13:12
    Interessant, dass sie digitale Wertpapiere und CBDCs extra ausnehmen. Das zeigt, dass sie zwischen Technologie und Funktion unterscheiden. Viele denken, alles ist 'Krypto' - aber das ist falsch. Es gibt echte Unterschiede.
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    Angela Horn

    Dezember 13, 2025 AT 22:57
    hab grad ne freundin die in amman lebt und sagt: endlich kann sie ihr btc verkaufen ohne angst. das ist der wichtigste teil. nicht die gesetze, sondern dass menschen sicher sind.
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    KAI T

    Dezember 15, 2025 AT 20:28
    Ach ja? Und wer kontrolliert die Kontrolleure? Wer sagt, dass die Zentralbank nicht einfach alle Wallets einfriert, wenn sie mal wieder 'Stabilität' braucht? Das ist kein Gesetz, das ist eine Fallgrube mit Steuern.
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    volkhart agne

    Dezember 17, 2025 AT 03:31
    Das ist genau das, was ich immer sage: Regulierung ist nicht das Gegenteil von Freiheit. Sie ist der Rahmen, in dem Freiheit überhaupt erst möglich wird. Jordanien hat das verstanden. Endlich.
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    Roland Simon-Baranyai

    Dezember 18, 2025 AT 08:37
    Die institutionelle Koordination zwischen CBJ, JSC und AML ist bemerkenswert. Es handelt sich hier um ein Modell, das auf mehreren regulatorischen Ebenen operiert und dabei die jeweiligen Kompetenzen respektiert. Dieser Ansatz könnte als Best Practice für andere Jurisdiktionen dienen.
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    Stephan Noller

    Dezember 18, 2025 AT 19:27
    FATF hat sie gedrängt, nicht weil sie gut waren, sondern weil sie zu schwach waren. Jetzt machen sie es, weil sie Angst haben, auf der Liste zu bleiben. Das ist keine Vision. Das ist Angstmanagement.
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    Ingo Schneuing

    Dezember 20, 2025 AT 13:28
    Ich hab vor drei Jahren versucht, in Jordanien Bitcoin zu kaufen. Hatte Angst, dass mich jemand verpetzt. Jetzt kann ich das legal tun. Das ist kein kleiner Schritt. Das ist ein Leben verändert.
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    Ingrid Northmead

    Dezember 22, 2025 AT 03:34
    So viel Respekt für Jordanien! Sie haben nicht versucht, die Technologie zu stoppen, sondern sie in ihr System zu integrieren. Das ist echte Führung. Und ja, ich komme aus Norwegen - wir haben auch viel zu lange gezögert.
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    Markus Magnífikus

    Dezember 23, 2025 AT 19:31
    Ich find’s krass, dass sie eine Sandbox seit 2018 hatten. Das ist der einzige Weg: Testen, lernen, anpassen. Keine Theorie aus Brüssel. Keine Panik. Einfach machen. Endlich jemand, der’s versteht.
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    Ingrid Fuchshofer

    Dezember 25, 2025 AT 04:52
    Ach ja, und jetzt sollen wir alle glauben, dass die Regierung das alles aus 'Innovation' macht? Die wollen nur die Steuern kassieren und die Leute kontrollieren. Wie immer.
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    Björn Ahl

    Dezember 27, 2025 AT 03:26
    Das ist der beste Teil: Ein 68-Jähriger kauft Bitcoin, weil er endlich einen sicheren Weg hat. 🚀 Das ist nicht Tech-Geek-Zeug. Das ist echte Finanzinklusion. Und das ist cool.
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    Peter Bekken

    Dezember 27, 2025 AT 14:40
    Endlich jemand der nicht alles verbietet und nicht alles erlaubt sondern genau das richtige dazwischen macht

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