15September
NFT‑Royalty‑Prozentsätze - Standards, Umsetzung & Praxis
Veröffentlicht von Edward Windsor

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Wenn wir von NFT‑Royalty‑Standard sprechen, meinen wir den einheitlichen Mechanismus, mit dem Urheber*innen bei jedem Weiterverkauf ihrer Token einen festgelegten Prozentsatz erhalten, betreten wir das Herzstück des nachhaltigen Krypto‑Kunst‑Ökosystems. Ohne ein solches System würden Künstler*innen nach dem ersten Verkauf kaum von der Wertsteigerung ihrer Werke profitieren - ein Problem, das die traditionelle Kunstwelt seit Jahrzehnten plagt.

  • Der aktuelle Branchen‑Standard liegt zwischen 5% und 15%.
  • ERC‑2981 definiert die technische Schnittstelle für Royalties auf Ethereum.
  • Marktplätze setzen unterschiedliche Maximalwerte (z.B. 17,5% bei Objkt).
  • Durchsetzung ist freiwillig - nicht jede Plattform honoriert Royalty‑Verträge.
  • Strategische Auswahl des Prozentsatzes beeinflusst Verkäufe und langfristige Einnahmen.

Was sind NFT‑Royalties und warum sind sie wichtig?

Ein NFT (Non‑Fungible Token) ist ein digitales Besitzzeichen, das auf einer Blockchain gespeichert wird. ERC‑2981 ist der Ethereum‑Standard, der das Auszahlen von Royalties automatisiert und dadurch sicherstellt, dass bei jedem Weiterverkauf ein zuvor festgelegter Prozentsatz an die ursprüngliche Adresse fließt. Dieser Mechanismus schafft ein kontinuierliches Einkommensmodell für digitale Künstler*innen und fördert gleichzeitig ein gesünderes Ökosystem, in dem sich das Eigentum fair verteilt.

Technische Umsetzung: Smart Contracts und der ERC‑2981‑Standard

Der Prozess beginnt beim Minting: Beim Erzeugen des Tokens wird im Smart Contract ein Parameter royaltyPercentage definiert. Der Vertrag speichert die Empfängeradresse sowie den Prozentsatz (z.B. 10%). Beim Verkauf ruft die Marktplatz‑Software die Funktion royaltyInfo(tokenId, salePrice) des ERC‑2981‑Interfaces auf, berechnet den Betrag und leitet ihn an die im Vertrag hinterlegte Wallet weiter.

Damit sowohl Ethereum die führende Plattform für NFT‑Smart‑Contracts ist als auch andere Netzwerke - etwa Polygon ein Layer‑2‑Solution mit niedrigen Gebühren - Support anbieten, haben die Entwickler den Standard so gestaltet, dass er sowohl mit ERC‑721 als auch mit ERC‑1155 kompatibel ist.

Marktstandards - Prozentuale Vorgaben auf den größten Plattformen

Royalty‑Prozentsätze auf bekannten NFT‑Marktplätzen
Marktplatz Standard‑Prozentsatz Besonderheiten
OpenSea größter Ethereum‑Marktplatz 10% Automatische Erkennung von ERC‑2981, aber optionales Override möglich
Rarible Community‑getriebener Marktplatz 15% Höherer Standard, um Künstler*innen besser zu kompensieren
Blur Trader‑fokussierte Plattform 5% Geringer Prozentsatz, um Volumen zu maximieren
Objkt führender Marktplatz im Tezos‑Ökosystem 17,5% Höchster Standard, unterstützt Markt‑Liquidität trotz hoher Gebühren
Hedera Enterprise‑orientiertes Netzwerk Variabel (bis 20%) Ermöglicht individuelle Royalty‑Modelle inkl. Fallback‑Fees

Die Spannweite von 5% bis 17,5% spiegelt die unterschiedlichen Philosophien der Plattformen wider: Während einige den Künstler‑Support in den Mittelpunkt stellen, fokussieren andere auf niedrige Transaktionskosten für professionelle Händler.

Durchsetzung - Wo liegen die Schwächen?

Durchsetzung - Wo liegen die Schwächen?

Obwohl ERC‑2981 einen klaren technischen Rahmen bietet, bleibt die tatsächliche Auszahlung freiwillig. Plattformen können entscheiden, ob sie den Standard befolgen. Das führt zu Situationen, in denen ein Token mit 10% Royalty auf OpenSea korrekt vergütet wird, aber beim Weiterverkauf über Blur keinerlei Auszahlung erfolgt. Künstler*innen verlieren so potenzielle Einkünfte, und das Vertrauen in das System sinkt.

Ein weiteres Problem sind Plattformen, die es Käufern und Verkäufern erlauben, Royalties bewusst zu umgehen - etwa durch Off‑Chain‑Deals oder private Transfers. Diese Praxis wird oft als „Royalty‑Umgehung“ bezeichnet und löst Konflikte zwischen kreativen Akteuren und professionellen Tradern aus.

Praxisbeispiele: Wie viel können Royalties wirklich einbringen?

Der digitale Künstler Beeple erzielte beim Weiterverkauf seines NFTs „Crossroads“ 10% Royalty auf einen Verkauf von 6,6MillionenUSD - das entspricht rund 660.000USD zusätzliche Einnahmen. Ein weiteres Beispiel: Das Bored Ape Yacht Club (Yuga Labs) legt eine Royalty von 2,5% fest. Bei einem durchschnittlichen Sekundärverkaufspreis von 30.000USD fließt dem Projekt pro Trade 750USD zu.

Rechnerisch zeigt sich, dass ein 7% Royalty bei einem anfänglichen Verkauf von 1.000USD bei einem späteren Preis von 10.000USD von 70USD auf 700USD steigt - ein klares Zeichen dafür, dass hohe Wertsteigerungen die Einkünfte exponentiell erhöhen.

Strategien für Künstler*innen: Wie den richtigen Prozentsatz wählen?

  1. Markt‑Analyse: Prüfen Sie, welche Plattformen Ihre Zielgruppe nutzt und welche Royalty‑Standards dort gelten.
  2. Preis‑Sensitivität: Auf preisempfindlichen Netzwerken (z.B. Polygon) können niedrigere Prozentsätze (5‑7%) den Handel anregen.
  3. Langfristige Einnahmen: Wenn Ihr Werk bereits stark im Fokus von Sammlern steht, können höhere Royalties (10‑15%) attraktiv sein.
  4. Mehrfach‑Royalty‑Modelle: Nutzen Sie Smart‑Contracts, die das Geld auf mehrere Wallets (z.B. Künstler, Co‑Creator, Agentur) verteilt.
  5. Wrapper‑Contracts: Bei bereits geminteten Tokens ohne Royalty‑Funktion können Sie sie in einen neuen Contract einbinden, der Royalties unterstützt - allerdings erfordert dies das „Burnen“ des Originals.

Ein ausgewogener Prozentsatz minimiert das Risiko, dass Käufer zu royalty‑freien Plattformen abwandern, und maximiert gleichzeitig Ihre passiven Einnahmen.

Zukunft: Technische und regulatorische Entwicklungen

In den kommenden Jahren erwarten Experten eine stärkere Integration von Royalties direkt in die Protokoll‑Ebene, sodass die Durchsetzung nicht mehr von einzelnen Marktplätzen abhängt. Gleichzeitig entstehen rechtliche Rahmenbedingungen: Viele Länder verlangen mittlerweile die Deklaration von Krypto‑Einnahmen, inklusive Royalties, für Steuerzwecke.

Cross‑Chain‑Transfers stellen jedoch eine neue Herausforderung dar. Standards wie ERC‑2981 funktionieren prima auf Ethereum, aber bei Netzwerken wie Tezos einem energieeffizienten Proof‑of‑Stake‑System oder Hedera sind zusätzliche Brücken nötig, um die Royalty‑Logik beizubehalten.

Die Branche bewegt sich jedoch in Richtung stärkerer Künstler‑Unterstützung - ein Trend, der durch das wachsende Bewusstsein für faire Vergütung und die zunehmende Professionalisierung von NFT‑Projekten angetrieben wird.

Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen ERC‑2981 und früheren Royalty‑Methoden?

ERC‑2981 definiert eine einheitliche Schnittstelle, die jede kompatible Marktplatz‑Software lesen kann. Ältere Methoden verlangten häufig individuelle, plattformspezifische Logik, was zu Inkonsistenzen führte.

Kann ich den Royalty‑Prozentsatz nach dem Minting noch ändern?

Nur wenn der Smart Contract dies ausdrücklich erlaubt. Die meisten ERC‑2981‑Implementierungen setzen den Prozentsatz beim Minting fest, um Manipulation zu verhindern.

Wie wird die Royalty bei einem Verkauf über mehrere Plattformen verteilt?

Jede Plattform, die den Standard unterstützt, ruft die Royalty‑Info ab und leitet den Betrag an die im Contract hinterlegte Adresse weiter. Plattformen, die den Standard ignorieren, zahlen nichts aus.

Gibt es Unterschiede bei Royalties auf Layer‑2‑Lösungen?

Layer‑2‑Netzwerke wie Polygon übernehmen den ERC‑2981‑Standard, aber meist mit geringeren Gas‑Kosten. Die eigentliche Prozentregel bleibt gleich - nur die Transaktionskosten unterscheiden sich.

Muss ich Royalties in meiner Steuererklärung angeben?

Ja. In den meisten Jurisdiktionen gelten Krypto‑Einnahmen, inklusive Royalties, als steuerpflichtiges Einkommen. Es empfiehlt sich, einen Fachmann zu konsultieren.

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